Wer klassische Rennräder mag, denkt dabei zu 99% immer an Stahlrahmen, meist aus Italien oder auch aus Frankreich. Dazu noch die passende klassische Gruppe von Campagnolo, Simplex und Co. und schon hat man das typische klassische Rennrad vor Augen. Bei Aluminiumrahmen denken die meisten eher an die unzähligen „unschönen“ typischen Aluminium Rahmensets aus den ca. 90er Jahren.

Aber es gab ja da noch Vitus, welche damals in den Endsiebzigern einer ( wenn nicht sogar DER) der Pioniere im Aluminium Rahmenbau waren und aus diesem leichten Werkstoff klassische Rennradrahmen gebaut bzw. hergestellt haben, welche aus der Radsportgeschichte nicht wegzudenken sind. Die Geschichte vom Vitus 979 wird hier in einem anderen Artikel noch ausführlicher beschrieben werden.

In diesem Bericht geht es um ein solches Vitus 979 aus der ersten Hälfte der 80er Jahre. Viele Marken haben zu der Zeit, die Rahmen bei Vitus eingekauft und sie unter ihrem Label weiterverkauft.  Das hier beschriebene Rad ist ein Vitus 979 gelabelt von Jan Janssen. Das dieses Rad aus der ersten Hälfte der 80 Jahre kommt, erkennt man daran das die Sattelklemmung noch klassisch gehalten ist und erst ab der Saison 85/86 mit der bekannten Madenschraube ausgeliefert wurde.

Als ich den Jan Janssen Vitus Rahmen gekauft habe, hatte ich schon eine kleine Sammlung von ca. 15 Vitus Rahmensets, welche ich eigentlich nur vorhatte aufzubereiten und dann gereinigt und poliert wieder zu verkaufen. Nachdem ich ein paar Rahmensets leider schon verkauft hatte, habe ich mich doch dazu entschlossen einen dieser Rahmen aufzubauen. Die Wahl fiel auf das schöne Jan Janssen Competition Rahmenset, um welches es hier geht.

Aber erst einmal hatte ich den Rahmen nochmal ausgiebig begutachtet und schon einmal angefangen zu reinigen. Wahrscheinlich hatte der Rahmen eine Zeit von 10 -20 Jahren eingelagert verbracht, bevor ich ihn gekauft habe.

Hier ein paar Bilder, so wie er von mir erworben wurde. Das Aluminium war matt angelaufen und einige Stahlteile, welche noch verbaut waren hatten Flugrost angesetzt.

Nachdem der Rahmen  am nächsten Tag und nach ein paar Stunden Arbeit vollständig gereinigt und poliert war, konnte man schon erahnen, welches optische Potential in diesen Rahmen steckt. Er sieht absolut klassisch nach Stahlrahmen aus, obwohl er aus Aluminium gefertigt ist. Die farblich eloxierten Hauptrohre glänzen in poliertem Zustand, was von lackierten Rädern nur mit Chrom oder sonstigen Speziallackierungen zu bewerkstelligen ist. Auch die Muffen aus Aluminium sehen im hochglanzpolierten Zustand unglaublich aus. Es war der Moment, wo ich mich schon über die bereits verkauften Vitus 979 und Vitus 992 Rahmen anfing zu ärgern.

Ich hatte mir überlegt dieses Rad mit einer der für mich schönsten Gruppen aus dieser Zeit aufzubauen. Eine Campagnolo Nuovo Record.  Es sollte nicht einfach nur ein Rad irgendwie aufgebaut werden, sondern alles sollte auf Hochglanz poliert werden. Die schöne Campagnolo Nuovo Record Gruppe sollte ebenfalls  hochglänzend sein und zusätzlich noch individuelle Fräsungen und Farbaspekte erhalten.

Bevor ich das Rad angefangen habe aufzubauen wollte ich erst alle Teile fertigstellen und dann im Anschluss alles zusammenfügen, Als erstes wurden die Bremszangen komplett zerlegt und die Eloxatschicht entfernt. Das blanke Aluminium wurde anschließend auf Hochglanz poliert und alles wieder zusammengebaut. Im Zuge dessen wurden die alten Bremsschuhe gegen ebenfalls originale und neue Campagnolo Record Bremsschuhe ausgetauscht, diesmal allerdings die leichteren aus Aluminium. Neue originale Campagnolo Bremsbeläge wurden auch eingesetzt.

Die nächsten Campagnolo Teile, sollten alle durch Fräsungen individualisiert und dem Rad farblich angepasst werden. Aus diesem Grund ging es für die Kurbel als erstes auf die CNC Fräse.

Dort wurden die Spiderarme  und der Kurbelarm komplett geflutet, ähnlich wie bei einer Colnago Mexico Kurbel. Ein Video und ein Foto gibt es von diesem Vorgang auch, so das auch dieser Schritt gezeigt werden kann.

Die Fräse wurde aber noch nicht vollautomatisch gefahren, sondern per Fernbedienung gesteuert.

Hier das Video vom Fräsen des Kurbelarmes. Die Spiderarme sind zu diesem Zeitpunkt schon geflutet:

Nach beiden Kurbelarmen wurde die Kurbel noch auf hochglanz poliert und die Fräsungen farblich hinterlegt in den passenden Radfarben:  Rot -Orange – Gelb

Als nächstes sollten die Bremshebel ebenfalls individualisiert werden. Dafür wurden die Nuovo Record Bremshebel ebenfalls von vorne und an den Seiten geöffnet. 

Auch dazu gibt es ein Video:

Auch die Bremshebel wurden anschließend hochglanzpoliert und die Fräsungen farblich angepasst. Die Bremshebel haben dann noch neue originale Campagnolo Hoods in braun aufgezogen bekommen.

Desweiteren wurde die Campagnolo Nuovo Record Sattelstütze ebenfalls hochglanzpoliert und gefräst. Der Umwerfer ist im originalen Silber Zustand, das Schaltwerk und die Schalthebel wurde nur farblich angepasst.

Damit waren die zu bearbeiteten Campagnolo Teile fertiggestellt.

Die noch benötigten Teile um das Rad zu komplettieren, sollten auf jedenfall auf dem gleichen Niveau wie die Campagnolo Record Teile sein. Deswegen wurde als Cockpit ein Cinelli Lenker mit Cinelli Vorbau ausgewählt. Der Zustand ist neuwertig.

Die Laufräder sind selbstverständlich auch passend. Als Naben aus der Campagnolo Nuovo Record Serie habe ich die schöneren Hochflanschnaben gewählt. Die Felgen sind silberne Campagnolo Lambda Strada. Alles auf Hochglanz poliert. Die Reifenwahl fiel passend zu Bremshebelhoods und Sattel, auf sehr gute und sehr schöne neue NOS Vredestein Volante Faltreifen mit beigen Flanken. 

Das Lenkerband sollte ein glänzendes Benotto Band werden. Nachdem ich bei Zughüllen und Lenkerband noch nicht ganz sicher war, ist es dann statt gelb doch ein schönes glänzendes Orange geworden, welches perfekt zum Rest des Rades passt.

Als Sattel wurde ein neuer Selle Italia Turbo verbaut. Klassisch und in einem schönen Braunton. Perfekt passend zum Rad.

Nach langem überlegen, ob die Kette Silber oder Gold werden sollte ist die Wahl letztendlich auf Gold gefallen, da es einfach besser zur Farbkombination des Rades passt. Die hier verbaute Kette ist eine der schönsten und besten Ketten aus dem klassischen Rennradbereich. Eine Sachs Sedis Oro ( Gold). Diese hier hat Jahrzehnte originalverpackt auf ihren Einsatz gewartet, welcher nun gekommen ist.

Damit war die Zusammenstellung der Komponenten abgeschlossen und der Aufbau des Rades konnte endlich beginnen. Als erstes wurde der Campagnolo Nuovo Record Steuersatz eingebaut um Rahmen und Gabel endlich  zu verbinden. Damit auch hier Neuteile zum Einsatz kommen, wurden neue Lagerkugel verwendet und alles mit Spezialwerkzeug fachmännisch montiert.

Alle oben aufgeführten Anbauteile wurden nach und nach angebaut und das Lenkerband gewickelt, Der Zusammenbau des Rades hat sehr viel Spass gemacht, da es unglaublich schön ist, wenn man die vorher so lang bearbeiteten und polierten Teile endlich zusammenfügen kann und man nach und nach sieht wie das Rad zusammenwächst.

Es sind dann die orangenen Zughüllen geworden und meiner Meinung nach harmonieren alle Teile perfekt zueinander. Als Pedalen sind Campagnolo Super Record (Super Leggeri) mit neuen Christophe Lederriemen in braun verbaut worden.

Das Rad hat eine Rahmenhöhe von 58cm C-T gemessen.

Die genaue Spezifikation ist nochmal im Shop nachzulesen, wo das Rad angeboten wird solange es noch verfügbar ist. Dort sind auch noch viele weitere Bilder vom kompletten Rad zu sehen. Der neue Besitzer hat mit diesem Vitus 979 ein wunderschönes und sehr individuelles klassisches Rennrad, welches komplett überarbeitet und auf dem Stand eines Neurades ist. Optisch muss es sich auch hinter keinem anderen Rennrad verstecken. 

Einfach aufsteigen und fahren….es fährt unglaublich „leicht“

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